Wenn man in einem internationalen Konzern arbeitet und Glück hat, passen Arbeits- und Freizeittermine optimal zusammen und man kommt ganz spontan auf die India Bike Week in Goa. Dienstag und Mittwoch verbringe ich in Pune, neben der Arbeit bleibt Zeit für einen Stadtbummel.
Nachdem wir es letztes Jahr nicht geschafft haben, wollte ich mir diesmal die Osho-Anlage anschauen. Leider gibts aus Sicherheitsgründen keine öffentlichen Bereiche mehr. Wer rein will, kann das zu extrem saftigen Preisen für einen ganzen Tag und nach Vorlage eines AIDS-Tests 😉
Nach zwei anstrengenden Tagen Audit mache ich mich auf den Weg nach Pune. Mein Freund Chetan von den Thump Riders hat mir nicht nur eine Enfield organisiert, sondern mir auch zwei Jungs zur Begleitung geschickt. Nikhil und Sumanyu auf ihren KTMs.

Meine Desert Storm, Nikhil, Sumanyu.
Die Strecke Pune-Goa machen wir an einem Tag. Ist ein ziemlicher Stress, weil wir erst am späten Vormittag in Pune loskommen. Ich erinnere mich, was mir Lalli letztes Jahr an Tipps zur Sicherheit im indischen Straßenverkehr mitgegeben hat. Wir missachten sie alle und ich lerne noch ein paar unbedingt zu vermeidende Situationen hinzu. Nachts ist wirklich die Hölle, mehrfach ist es schieres Glück, dass nichts passiert. Zum Glück habe ein paar Freunde der Jungs schon ein Hotel gefunden, so bleibt uns wenigstens die Sucherei erspart. Mein Abendprogramm besteht aus zwei großen Kingfisher.
Am Freitag erstmal ausschlafen und den nahegelegenen Strandkiosk zwecks Frühstück besuchen. Danach breche ich zu einer kleinen Erkundungsrunde rund um Vagator auf. An Bars ist hier kein Mangel.
Die India Bike Week empfängt mich mit einem Ticketpreis von 50€ für zwei Tage. Nur so zum Vergleich: Ein Wachmann in einem Bürogebäude verdient etwa 200€ pro Monat.
Das Gelände ist weitläufig, es finden sich alle prominenten Motorradhersteller. Neben Harley auch Indian, Ducati, Triumph und Benelli. Letzterer Stand ist besonders sehenswert.
Royal Enfield ist offiziell gar nicht vertreten, die haben in Goa jeden November eine eigene Veranstaltung, die Ridermania. Dafür basieren nahezu alle ausgestellten Custombikes auf der Bullet. Die Erbauer sind da und man kommt schnell ins Gespräch über die z.T. wirklich hochwertigen Umbauten.
Airbrush ist ein Thema, natürlich mit stark indischen Motiven, auch wenn der Künstler aus der Ukraine stammt.
Am Freitag ist das Gelände noch ziemlich leer, so ist es kein Problem, sich wieder zu finden.
Das Rahmenprogramm besteht tagsüber aus Techno und diversen Shows. So dreht u.a. Dougie Lampkin seine Runden auf seiner Trialmaschine. Am Freitagabend spielt eine ganz coole Band auf der Hauptbühne.
Tag zwei verläuft wie Tag eins, heute allerdings mit deutlich mehr Publikum, das wie zu erwarten größtenteils aus gutverdienenden Harleyfahrern besteht. HOGler, um genau zu sein und die unterscheiden sich in nichts von den europäischen. Gegenseitiges Bestaunen der Trailerqueens, Vollgas im Stand.
Und weil die Welt ein Dorf ist und jeder Bayer in kürzester Zeit rausfindet, wo es das billigste Bier gibt (am Harley-Stand ist 2 for 1) treffe ich dort den Alex aus München.
Der gibt mir auch noch den entscheidenden Hinweis, wo Samstagabend noch richtig was los ist. Direkt neben dem Eventgelände der IBW findet jeden Samstag der Aprora Night Market statt. Kein Eintritt, volles Haus, Hippekultur pur.
Statt der Technomucke auf der IBW spielt hier eine Band, die Auswahl an Essen und Getränken ist schier unermesslich und das Gelände so groß, dass man sich verläuft. Shoppingparadies wäre eine schamlose Untertreibung. Ich bin froh, mit dem Moped da zu sein, da kann man nix mitnehmen.
Sonntag ist Abreisetag, ich will für den Rückweg nach Pune zwei Tage Zeit haben und gemächlich an der Küste entlang fahren. Guter Plan, fernab vom Stress auf der Autobahn und der Partyhektik.
In Indien wird ja jeden Tag irgendwas gefeiert, bei >1000 Göttern und unzähligen Lokalheiligen irgendwie auch kein Wunder. Einer dieser Festivitäten verdanke ich dann auch meinen ersten Elefanten.
Montagnachmittag empfängt mich Pune mit dem obligatorischen Verkehrschaos. Mit dem Moped geht das ja noch, mit dem Auto würde ich durchdrehen. Auch ohne Adresse der Verleihstation finde ich den Laden und gebe die Enfield wohlbehalten zurück. Jetzt bleibt nur noch, den Rest des Tages am Hotelpool zu verbummeln. Der Flieger zurück geht erst um 1 Uhr früh. In der Shisha-Bar direkt neben dem Hotel treffe ich mich mit unserem Freund Banjeet, den wir letztes Jahr in Pune kennengelernt haben.
Zeit genug, um die nächste Indienreise zu besprechen. Es könnte keinen besseren Gesprächspartner dafür geben.