Nachdem wir bisher ausschliesslich auf zwei, drei und vier Rädern unterwegs waren, suchten wir nach einem Abenteuer vor der Haustür – möglichst weit weg von irgendwelcher Zivilisation. Da uns beiden seit Jahren die Idee, einfach mal die Donau runter zu schippern im Kopf steckt, haben wir das mit einem geliehenen Kanadier (danke Markus!) in die Tat umgesetzt.
Gepäck, um eine Woche autark sein zu können.
In Plattling haben wir den Kanadier beladen und in die Isar gesetzt.
Habe ich erwähnt, dass wir vorher noch nie Kandier gefahren sind, von einer Proberunde im Fischteich abgesehen? Die erste Drehung hat folgerichtig keine 200m auf sich warten lassen. Irgendwie haben wir trotzdem recht schnell die Mündung in die Donau erreicht und die Kurve bekommen, ohne uns festzufahren.
Nach den ersten Begegnungen mit Lastkähnen, Sportbooten, Strudeln und sonstigen völlig unerwarteten maritimen Widernissen waren wir ziemlich froh, das erste Nachtlager auf einer Kiesbank aufschlagen zu können. Wenn wir den Wein nicht zuhause vergessen hätten, wärs perfekt gewesen 😉
Tag zwei beginnt mit der Fortsetzung des Lernprogramms. Immerhin kentern wir nicht und ruinieren das Boot auch nicht an irgendwelchen Felsen. An der Paddeltechnik kann noch gearbeitet werden, insbesondere das Zusammenspiel zwischen Vorder- (Anja) und Hintermann (Andi) braucht Zeit. Wir campieren auf der Wiese neben einem Wirtshaus.
Deutlich vor dem ersten Kraftwerk hört die Strömung auf und wir hauen bis Kachelet ordentlich rein. Geradeausfahren geht schon fast.
Die Umsetzerei ist easy, es stehen Wagen bereit und dank dem DKV-Donauführer findet man die Umsetzstellen gut. Nach dem Kraftwerk sollte es eigentlich von der Stömung getragen locker weitergehen, aber da ist keine Strömung. Passau wird paddelnd passiert, aber dahinter kommt ja der Inn, dann gehts bestimmt flotter.
Irgendetwas läuft falsch. Auch der Inn bringt die Sache nicht in Gang. Aber immerhin haben wir jetzt schönen, starken Wind. Gegenwind. Er wird die folgenden Tage zu unserem treuen Begleiter und zeigt uns weiteres Lernpotential. So ein Kandier ist offensichtlich recht windanfällig.
Immerhin schaffen wir es bis nach Österreich und erreichen relativ geschafft den Sportboothafen und Campingplatz Kasten. Frühstück auf der Parkbank, das ist mal ganz sicher nichts für Menschen mit einer Anatidenphobie.
Strömung ist immer noch keine auszumachen, auch das nächste Kraftwerk ändert nichts an der Situation. Zum Glück ist die Donau doch nicht ganz so weit weg von der Zivilisation und gelegentlich findet sich sogar ein Bier.
Warum die Anja so skeptisch schaut? Weil ich mittlerweile so aussehe.
Wir passieren den landschaftlichen Höhepunkt der Strecke, die Schlögener Schlinge und kehren auf einem wunderschön gelegenen Campingplatz mit Wirtshaus ein.
Mittlerweile sind wir soweit aufeinander eingespielt, dass der Wind nicht mehr mit uns macht, was er will und wir recht sicher dahinkommen, wo wir hinwollen. Allerdings sehr langsam, voll durchgepaddelt kommen wir auf 6km/h. So ist unser geplantes Ziel, die Wachau, nicht zu erreichen.
Schöne Kiesbank kurz vor dem Kraftwerk Aschach.
Auch im Urlaub gilt: Ohne Kaffe am morgen geht gar nichts.
EIn letztes Mal umsetzen in Aschach.
Was uns bisher schon sehr gefreut hat, ist die Freundlichkeit mit der man als Kanufahrer überall empfangen wird. Das wird noch getoppt von unserer vorletzten Nacht der Tour. Vier österreichische Kanufahrer, die wir die letzten Tage immer wieder getroffen haben, sind voraus und zeigen uns, wo man in einem Stadtpark kostenlos campieren kann. Toiletten und Duschen vorhanden. Als der Kiosk den Bierausschank (natürlich viel zu früh) einstellt, bekommen wir noch Nachschub vom örtlichen Eisstockverein.
Fast Vollmond in Ottensheim.
Kunst am Donauufer, im Hintergrund Schloss Ottensheim.
Als letzte Tagesetappe fahren wir nur noch nach Linz. Mehr hätten wir auch nach Frühschoppen, Bauernmarkt und kurzer Ortsbesichtigung auch nicht mehr geschafft.
In Linz probieren wir dann noch eine weitere Möglichkeit der Übernachtung aus, bei einem Ruderclub. Viele dieser Clubs bieten die Möglichkeit, in ihren nah an der Donau gelegenen Bootshäusern zu übernachten. Wir werden herzlich empfangen und das Clubhaus des Kanu- und Rudervereins Donau Linz steht uns offen.
Der letzte Akt des Trips besteht aus der Abholung des Autos in Plattling, was dank ICE-Verbindung Wien-Frankfurt mit Zwischenstopps in Linz und Plattling recht schnell vonstatten geht.
160km waren wir auf Isar und Donau unterwegs und haben dafür eine Woche gebraucht. Fehlende Strömung und der stetige Gegenwind haben uns viel Kraft gekostet, aber Spass hats trotzdem gemacht. Widerholung nicht ausgeschlossen!